Funktionelle Zahnflächen - LS1 - Die Funktion des Kausystems

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Normales Lernen

Trage während der gemeinsamen Erarbeitung alle wichtigen Zusammenhänge in dieses Arbeitsblatt ein: Datei:Fz ls1 arbeitsblatt normales lernen.pdf


Die Funktion des Kausystems

Unser Kausystem hat sich im Laufe der Evolution immer weiter entwickelt. Zähne haben ihre Form und Lage zueinander erhalten. Dahinter steht das Form-Funktions-Gesetz (form follows funktion). Die Zähne können so Ihre Aufgaben erfüllen:

  • Die Nahrung ergreifen und zerkleinern.
  • Laute bilden (Sprache).
  • Ihre soziale Funkionen (ein schönes Lächeln!) erfüllen

Zahnersatz muss möglichst so angefertigt werden, dass die Funktion des Kausystems vollständig wiederhergestellt wird. Dazu gehört auch die physiologische Okklusion. Nur wenn die Okklusion perfekt passt, macht der Zahnersatz den Patienten nicht krank und funktioniert. Bei Zahnersatz aus Metall, Kunststoff oder Press- und Schichtkeramik kann der Zahnarzt die Okklusion im Mund durch Schleifen korrigieren. Das sollte bei perfekt hergestelltem Zahnersatz nicht notwendig sein, ist aber möglich. Bei monolithischem Zahnersatz aus Zirkonoxid funktioniert das nicht mehr! Der Werkstoff ist zu hart, um ihn im Mund zu beschleifen. Außerdem wird er durch Schleifen im Mund beschädigt. Daher muss dieser Zahnersatz sofort beim ersten Versuch genau passen!

Um all das zu gewährleisten, brauchst du genaue Kenntnisse über die physiologische Okklusion des Menschen.

Statische Okklusion

Als statische Okklusion werden Zahnkontakte ohne Bewegung des Unterkiefers (in maximaler Interkuspidation) bezeichnet.


Interkuspidation

Theoretisch stimmt in einem "gesunden Gebiss"

  • die habituelle Interkuspidation (gewohnheitsmäßig eingenommene statische Okklusion bei lockerem Schließen der Kiefer) und
  • die maximale Interkuspidation (maximaler Vielpunktkontakt zwischen Unterkiefer- und Oberkieferzähnen bei kräftigem Schließen der Kiefer) mit
  • der zentrischen Okklusion (die Kondylen befinden sich in der Mitte der Gelenkgrube und alle beteiligten Muskeln sind im Gleichgewicht)

überein. Diese Position soll vom Patienten mühelos und spontan aus der Ruhelage des Unterkiefers eingenommen werden können. Das wäre dann die "perfekte" statische Okklusion.

Das ist, wie gesagt, die Theorie. Praktisch finden wir bei der habituellen Interkuspidation oft deutlich weniger okklusale Kontaktpunkte als bei der maximalen Interkuspidation. Das liegt z.B. an der Nachgiebigkeit der Zähne in den Alveolen. Die beiden Interkuspidationsformen stimmen nur dann mit der zentrischen Okklusion überein, wenn keinerlei pathologische (krankhafte) Funktionsstörungen (Craniomandibuläre Dysfunktionen, CMD) vorliegen.


Die Kontaktpunktverteilung in statischer Okklusion natürlicher, gesunder, physiologisch arbeitender Gebisse weicht von älteren statischen Okklusionskonzepten (Gnathologie, Biomechanisches Konzept) in Zahl und Lage ab.

Derzeit ergeben sich aus aktuellen Untersuchungen, Vgl. z.B. Die physiologische Okklusion des menschlichen Gebisses, Dr. Eugen End, 2005 folgende Grundsätze und charakteristische Merkmale eine natürlichen statischen Okklusion:


  • Im Seitenzahnbereich finden sich nahezu gleichmäßige und zeitgleiche Punktkontakte.
  • Pro Quadrant findet man 10-15 Kontaktpunkte, davon ca 10 Kontakte pro Seitenzahnquadrant und 5 Kontakte im Frontzahnbereich.
  • Kontaktpunkte finden sich vorwiegend auf den Haupt- und Nebenwülsten der Arbeitshöckern auf unterschiedlicher Höhe oder zentral auf den Höckergraten.
  • bestehen eher wenig Randleistenkontakte.
  • Auf den Haupt- und Nebenwülsten der Scherhöcker finden sich wenig Kontakte.
  • Frontzähne können nur zum Teil oder alle nahezu gleichzeitig / gleichmäßig zu den Seitenzähnen Kontakt haben. Diese Kontakte sind meist leichte Berührungskontakte (im Durchschnitt 5 Kontakte).


Diese Merkmale spiegeln Gesetzmäßigkeiten der Natur wieder. Natürlich gibt es aber immer wieder kleinere oder größere Abweichungen davon.

Individualität und Freiheit in der Okklusion

Bei der Betrachtung von Kontaktverhältnissen findet man eine große Individualität und Freiheit in der Zentrik:


  • Bei den Prämolaren haben meist die die Haupt- oder Nebenwülste der Arbeitshöcker Kontakt. Scherhöcker stehen meist außer Okklusion und es findet sich keine enge Verzahnung, eher große Freiräume.
  • Die ersten Molaren haben eine enge Verzahnung und haben meist 3-4 Kontaktpunkte im oberen Drittel der Haupt- und Nebenwülste oder der Höckergrate.
  • Es finden sich wenige Randleisten- oder Scherkontakte, meist haben die Scherhöcker keinen Kontakt.
  • Die zweiten Molaren haben 2-3 Kontakte, diese sind eher Arbeitskontakte und sind weniger eng verzahnt.
  • Die Arbeitshöcker spielen eine wichtige Rolle bei der schließenden Kaubewegung: Kurz vor Zahnkontakt wird die Kaubewegung neuromuskulär abgebremst, es kommt zu einer Pause und eine neue, öffnende Kaubewegung wird ausgeführt.
  • Scherhöcker halten die Nahrung in der Zahnreihe und grenzen im Unterkiefer mit der Zunge den Unterzungenraum gegen den Speisebrei ab. Im Oberkiefer dichten diese gemeinsam mit der Wange den Wangenraum ab.


A/B/C/R-Kontakte
Kontaktpunkte abcr.png

A/B/C/R-Kontakte existieren nur im Seitenzahnbereich

  • A- Kontakt: Ein Kontakt zwischen einem Scherhöcker des OK- Zahns und einem Stampfhöcker des UK- Zahns (gelb, ca. 15% aller Seitenzahnkontakte).
  • B- Kontakt: Ein Kontakt zwischen den Stampfhöckern des OK und UK (rot, ca. 65% der Seitenzahnkontakte).
  • C- Kontakt: Ein Kontakt zwischen einem Stampfhöcker des OK- Zahns und einem Scherhöcker des UK- Zahns (grün, ca. 10% der Seitenzahnkontakte).
  • R- Kontakt:Ein Kontakt zwischen Arbeitshöcker (rot) und antagonistischer Randleiste (lila, ca 10% aller Seitenzahnkontakte)


Lernvideo zum A/B/C/R-Konzept:


Dynamische Okklusion

Als dynamische Okklusion werden Zahnkontakte bezeichnet, die infolge einer Bewegung des Unterkiefers entstehen.


Grenzbewegungen des Unterkiefers

Die Unterkiefer-Grenzbewegungen werden von dem zugehörigen Bandapparat, den beteiligten Knochen, der Muskulatur und der Okklusion begrenzt. Die Grenzbewegungen sind maximale Exkursionsbewegungen des Unterkiefers.

Man kann Sie von lateral und von frontal betrachten. Es ergeben sich so bei der Verfolgung des Inzisalpunktes charakteristische Kurven der Grenzbewegungen. Auf diesen können dann folgende Punkte definiert werden:


Punkte der Grenzbewegungen:

  • Zentrische Okklusion
  • maximale Protrusion (7-11 mm)
  • maximale Retrusion (sofern möglich, 0,5-1,5mm)
  • maximale Mundöffnung (40-60 mm)
  • Mundöffnung ohne Protrusion.
  • Seitwärtsbewegungen (Laterotrusion)


In diesem Lernvideo werden dir die Grenzbewegungen detailliert erläutert:

Kaubewegungen des Unterkiefers

Die Kaubewegungen liegen weit innerhalb der Grenzbewegungen. Sie treffen sich nur in der maximalen Interkuspidation bzw. zentrischen Okklusion. Die Kaubewegungen haben eine laterotrusive und eine protrusive Komponente. Das bedeutet, der Unterkiefer bewegt sich beim Kauen leicht nach lateral und ein wenige nach ventral.


In diesem Lernvideo werden dir die Kaubewegungen detailliert erläutert:


Logo methode auftrag.png

Arbeitsauftrag

Schaue dir die Videos zu den Unterkieferbewegungen an und skizziere und beschrifte die Bewegungen nach folgenden Aspekten:

  • Zeichne die Grenzbewegungen und die Kaubewegungen des Inzisalpunktes in einer Skizze jeweils in der Sagittalebene und in der Frontalebene.
  • Diese Bewegungen werden von bestimmten Punkten begrenzt. Diese kannst du der Liste oben entnehmen. Zeichne die jeweiligen Punkte in die Skizze der Bewegungen ein und beschrifte sie.
  • Beschreibe die Kaubewegung in deinen eigenen Worten.




Selbstlernen

Die einzelnen Jobs to do, die jeweilige Checkliste und Lösungen zum Selbstlernen für jeden Kompetenzlevel findest du, wenn du diesen Links folgst:



Referenzierung:


Bereite dich auf einen kurzen mündlichen Vortrag vor, in dem du mit Hilfe der in dieser Lernsituation verwendeten Modelle und/oder Dateien deine neu erworbenen Kompetenzen nachweist! Ein Notebook kannst du bei Bedarf mit zur Referenzierung bringen.