LS4.1 Bestandteile von temporären partiellen Prothesen

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Bei Interimsprothesen handelt es sich um temporäre partielle Prothesen, die vorübergehend (also temporär) fehlende Zähne und Kieferanteile durch herausnehmbaren Zahnersatz ersetzen. Bei Immediaprothesen handelt es sich um herausnehmbare partielle Prothesen, die als temporärer oder definitiver Zahnersatz direkt nach der Extraktion von nicht erhaltungswürdigen Zähnen eingeliedert werden.[1]


  • Eine Immediatprothese wird vor der Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne angefertigt. Du erhältst aus der Zahnarztpraxis eine Abformung eines teil- oder vollbezahnten Kiefers und musst die zu ersetzenden Zähne auf dem Arbeitsmodell zunächst radieren (entfernen). Dabei wird nur die klinische Krone radiert. Entfernst du zuviel, könnnen schmerzhafte Beschwerden an der Extraktionswunde auftreten. Nach der Fertigstellung liegt die Immediatprothese in der Praxis bereit, um sie unmittelbar (lat. immediatus, engl. immediate) nach der Extraktion einzugliedern. Als Sofortprothese dient die Immediatprothese als Wundverschluss für die Extraktionswunde, stabilisiert die Okklusion und bewahrt Ästhetik, Phonetik (Lautbildung) und die Kaufunktion. Sie kann für eine längere Zeit getragen werden, ehe der definitive Zahnersatz folgt. Während dieser Zeit der Wundheilung bildet sich ein beständiger, sattelförmiger Kieferkamm, der für den anschließenden definitiven Zahnersatz tragfähiger ist. Sie kann aber auch als definitive Versorgung verwendet werden. In diesem Fall müssen nach der Abheilung der Extraktionswunden die Sättel unterfüttert werden.
  • Eine Interimsprothese hingegen wird nach der Extraktion der Zähne angefertigt und eingegliedert. Du hast direkt ein teilbezahntes Modell vorliegen, auf dem die Interimsprothese hergestellt wird, ohne (!) weitere Zähne radieren zu müssen. Diese Art der Prothese dient immer als Übergang bis zur Herstellung und zum Eingliedern des definitiven Zahnersatzes, stabilisiert die Okklusion und bewahrt Ästhetik, Phonetik (Lautbildung) und die Kaufunktion.


In ihrem Aufbau und der Funktion sind die genannten Prothesenarten gleich:

  • Die Prothesenbasis bedeckt die Schleimhaut großflächig. Sie umfasst den Sattel und verbindende Elemente.
    • Der Prothesensattel ist Träger der Ersatzzähne und ersetzt atrophierte Bereiche des Kieferkamms. Der Sattel stützt Wange und Zunge und ist anatomisch nachzubilden.
    • Der große Verbinder verbindet die Prothesensättel miteinander. Im Oberkiefer verläuft er transversal über den Gaumen, im Unterkiefer liegt er lingual entlang des frontalen Kieferkamms.
  • Die Prothese wird am Restgebiss mit den Halteelementen (Klammern) verankert.
  • Der kleine Verbinder stellt die Verbindung zwischen Haltelementen und Prothesensattel/großem Verbinder her.


Arbeitsauftrag

Skizziere eine temporäre partielle Prothese in die Abbildung des OK oder des UK (AB einfügen). Radiere dafür zwei Frontzähne des einen Quadranten und die beiden letzten Zähne des anderen Quadranten.

Beschrifte die Prothese und erläutere die Funktion der Bestandteile.




  1. H.-J. Wenz / E. Hellwig; Zahnärztliche Propädeutik; S.302