Dehngrenze, Zugfestigkeit und Bruchdehnung

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Du findest in den Legierungstabellen die Werkstoffwerte 0,2%-Dehngrenze, Zugfestigkeit, Bruchdehnung und Elastizitäts-Modul. Sie geben dir Auskunft über die pysikalischen Eigenschaften der Legierung. Diese Eigenschaften bestimmen z.B. den Indikationsbereich der jeweiligen Legierung.

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Die Werkstoffwerte werden von den Legierungsherstellern im Werkstoffprüflabor mit Hilfe des Zugversuchs ermittelt. Dabei wird ein runder Probenstab mit Hilfe einer Zerreissmaschine mit gleichmäßig ansteigender Kraft bis zum Bruch auf Zug belastet (verlängert). Du findest das mal für eine Goldgusslegierung und eine Modellgusslegierung in der folgenden Animation. Als Ergebnis des Zugversuchs erhältst du ein sogenanntes Spannungs-Dehnungs-Diagramm.


Aus diesem Diagramm sind die Werkstoffkenndaten mehr oder weniger direkt ablesbar:

  • Die 0,2%-Dehngrenze ist die Stelle, an der eine plastische (bleibende) Verformung von 0,2% auftritt. Das ist fast genau die Stelle, an der die Kurve anfängt, von ihrem linearen (geraden) Verlauf abzuweichen. Bis zu dieser Stelle liegt eine rein elastische Verformung vor. Bis zu dieser Spannung ist der Probenwerkstoff belastbar, ohne bleibend (genauer: mehr als 0,2%) verformt zu werden!
  • Der E(lastizitäts)-Modul ist ein rein theoretischer Wert. Würde man die Gerade der elastischen Verformung nach oben Verlängern, bis eine Dehnung von 100% ablesbar wäre (Verdoppelung der Probenlänge) kann an dieser Stelle die Spannung abgelesen werden, die dafür theoretisch nötig wäre. Praktisch wäre die Probe längst zerbrochen. Der E-Modul ist ein Maß für die Kraft, die zur elastischen Verformung eines Werkstoffs aufgebracht werden muss.
  • Die Zugfestigkeit ist die maximale, während des Versuchs aufgetretene Zugspannung. Sie ist an der höchsten Stelle der Kurve ablesbar. Ab dieser Spannung fängt der Probenstab an, sich einzuschnüren (schmaler zu werden).
  • Die Bruchdehnung ist die Dehnung (abzüglich der elastischen Verformung), bei der die Probe zerbrochen ist. Sie ist am Ende der Kurve ablesbar. Bei dieser Dehnung zerbricht der Werkstoff!


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Aufgabe

Führe selbst einen Zugversuch durch. Teste mit Hilfe der Federwaage eine Probe aus Bastlerlot bis zum Bruch. Erstelle vom Versuch ein Video, mit dessen Hilfe du anschließend aus den beobachteten Werten das Spannungs-Dehnungs-Diagramm berechnen zeichnen sollst. Ermittle durch Ablesen die (0,2%-)Dehngrenze, die max. Zugspannung, die Bruchdehnung und den E-Modul des Probenwerkstoffs. Dokumentiere deine Vorgehensweise sorgfältig.

Das folgende Lernvideo enthält zusätzliche Erläuterungen. Zusätzlich wird der beschriebene Versuch gezeigt. Du kannst das Video verwenden, falls du den Versuch nicht selbst durchführen kannst.


Lernvideo zum Zugversuch:





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Zusätzliche Aufgabe auf Level 4

Du hast eine Brückengerüst aus Herador C (E-Modul 89 000 N/mm2) zur Keramikverblendung hergestellt. Von diesem Gerüst ist laut Aussage des Zahnarztes bei Kaubelastung die Keramik abgeplatzt. Der Arzt behauptet, die Verbindung zwischen den Brückengleidern wäre zu dünn und die Brücke würde sich unter Kaubelastung zu stark verformen. Du hast ihn aber in Verdacht, dass er die Brücke vor dem Einsetzen hat fallen lassen. Nun musst du beweisen, dass die Verbindungen an deiner Brücke den Kaubelastungen stand halten!


Berechne die Durchbiegung (f) in der Brücke bei einer max. Kaubelastung (F) von 800N, dem Durchmesser der Verbindungen an deiner Brücke (d), der Spannweite der Brücke (l) und dem E-Modul der Legierung (E) mit Hilfe dieser Formel,


wobei sich der Flächenträgheitsmoment (I) aus

ergibt. (Die Formeln sind dem Tabellenbuch Metall, Europa-Lehrmittel-Verlag, Haan 1999 entnommen).

Die Durchbiegung der Brücke darf höchstens 0,05mm betragen, ansonsten wäre die Keramik tatsächlich gefährdet!